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Als ich neulich durch Chelsea schlenderte kam mir ein Gedanke.

OK, das stimmt nicht. Als ich neulich über einen Titel für meinen letzten Post grübelte, kam mir der Gedanke. Beziehungsweise, mir kam ein Bild. Das Bild vom Turmbau zu Babel. Die erste Version klingt irgendwie besser. Let´s face it, es soll ja auch gut klingen, aber dennoch –  ich habe mich weiterhin der Wahrheit verschrieben.

Anyways, auf der Suche nach einem Titel für meinen post über multikulti- New York, schoss mir der Gedanke an den Turmbau zu Babel und sein Symbol für den Ursprung aller Sprachen in den Kopf.

Die Bibel berichtet vorm Turmbau zu Babel als ein Versuch, durch die Höhe des Bauwerkes Gott gleich zu kommen und eine gemeinsame Sprache zu finden. In der bildenden Kunst wurde der Turm häufig zum Symbol für die menschliche Hybris stilisiert. Das lässt sich doch auch auf New York anwenden, oder? Die hochaufgeschossenen Bauwerke wie das Empire State Building, das Chrysler Building und das neue One World Trade Center mögen nach 9/11 mit neuen Bedeutungen belegt worden sein, zumindest vorher standen sie aber immer auch für einen amerikanischen Größenwahn und Hybris. Der Turmbau zu Babel gilt gleichzeitig auch als Geburtstande der verschiedenen Weltsprachen, denn von dort aus schickte Gott die Menschen mit unterschiedlichen Sprachen in die Welt. In New York ist es andersherum: Menschen aus aller Welt kamen in die Stadt, auf der Suche nach einem besseren Leben.

Ich finde, das Bild des Turms zu Babel passt gut zum Größenwahn Manhattans mit seinen abgehobenen Immobilienprojekten auf der einen Seite und dem Status als Einwandererstadt par excellence auf der anderen Seite, oder was meint ihr?

Festival of the Self

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#myview #theautumnleaves #roadtrip #sorrynotsorry

 

Wir leben nicht nur in einer Zeit in dem die News von Heute morgen schon wieder vergessen sein können und in der man Freunde hat, die man nicht kennt. Wir leben auch in einer Zeit, in der jeder die Chance hat, sich ein virtuelles Leben seiner Wahl zu designen. Das Internet ist voll von Selbstdarstellungsplattformen auf denen Menschen sich, trunken von ihrem eigenen, manipulierten, Spiegelbild, darstellen können, wie es ihnen beliebt. So können wir uns Selbstbildnisse basteln, die mit uns selbst nur noch im entferntesten etwas zu haben. Ob das heisst, dass wir mit mildem Mona Lisa Lächeln, den Kopf taubenhaft zur Seite geneigt – damit der Zopf zu sehen ist, sonst siehts aus, als hätte man keine Haare – das 2348. Selfie schießen und es mit einem lakonischen #nofilter versehen, um es auf dem Medium unserer Wahl hochzuladen oder unser Leben so aussehen lassen, als sei es eine endlose Abfolge von Coffee sit ins in edler Umgebung und tiefgründigem sinnieren in idyllischer Kulisse – wir können uns unsere Welt so designen, wie sie uns gefällt.

Wir feiern ein orgiastisches “festival of the self”.

Und jeder Moment kann photographisch festgehalten werden. Es bleibt spannend, wie sich die Erinnerung von Menschen verändert wird. Schließlich kann jede Tasse Café, jedes hübsche Herbstblatt und jede Regung eines Babies sofort mittels der Handykamera festgehalten werden. Ob das dazu führen wird, dass ich in 30 Jahren eine wesentlich klarere Erinnerung an Ereignisse von früher haben werde, als Menschen die sich heute an ihr Leben vor 30 Jahren zurückerinnern?

Wahrscheinlich werden wir in 30 Jahren bei einem Blick auf alte Selfies und Schnappschüsse mit einem milden Lächeln feststellen “Ach, so wollte ich mich also damals darstellen…”.

Anschließend werden wir das alte Bild abfotografieren und mit den Hashtags #throwbackfriday und #good times auf der Social Media Platform unserer Wahl hochladen.

 

 

Bleibt mir gewogen!

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“I cannot endure to waste anything so precious as autumnal sunshine by staying in the house.“

Nathaniel Hawthorne

Eigentlich wollte ich eben nach einem langen Tag am Schreibtisch nur einen kurzen “errand run” downtown machen. Aber ich endete irgendwie in einem versteckten Garten in der äußersten Ecke des Campus. Es ist doch eine echte Frischzellenkur, sich nach einem langen Unitag in so einem kleinen Paradies wiederzufinden.

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Unterdessen wurde die „Honeymoon-Phase“ nun durch die “Welcome to college reality” abgelöst. Deshalb war ich in den letzten Tagen zu sehr beschäftigt mit dem “state of being vs. non-being” (Essay über Virginia Woolf) und den “Memoirs of a mans maiden years” (Homosexualität zu Beginn des 20. Jahrhunderts), als dass ich neue Beiträge hätte schreiben können.

Aber: Bleiben Sie mir gewogen, ich habe einiges in der Mache und es kommen hoffentlich bald neue Beiträge.

Unterdessen färben sich hier unaufhaltbar die Blätter und es wird Herbst. Die schönste Jahreszeit in New England ist eingeläutet. Das sah wohl auch Nathaniel Hawthorne so, seines Zeichens ein Kind Massachusetts‘.

 

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Amerika- das Land dessen moderne Geschichte auf der Aufbauarbeit von Einwanderern beruht und das seine Tore über Jahrhunderte hinweg für so viele Einwanderer geöffnet hat; dessen gesamte junge Kultur ein Quodlibet der unterschiedlichsten Kulturen und Traditionen ist, hat begonnen sich zu verschließen. Warum ist es heute so schwer ein langfristiges Visum zu bekommen, ja auch nur durch die airport immigration zu gelangen für einen kürzeren Trip? Weil sie Angst haben vor ihnen fremden Kulturen? Das Land ist dabei, das, was es ausmacht, zu zerstören durch Abschottung und Kontrollwahn.